Mittwoch, 16. November 2011

Luft zum Atmen


Nun haben wir also Rechtsextremismus.
Das Existieren einer solchen Gruppierung, die scheinbar munter durch Deutschland eine Mord-Tournee inszenieren konnte, ist hat mich umgehauen. Dies war überraschend. Weniger überraschend dagegen ist die reflexartige Reaktion der Politik. NPD-Verbot, Umstrukturierung des Geheimdienstes und es als Terrorismus zu benennen.

Wie schnell etwas Terrorismus genannt wird, konnte man bei den Brandanschlägen gegen die Deutsche Bahn vor ca. einen Monat sehen. Der normale Konsument hat dieses Ereignis schon verdrängt, da ein Monat für Nachrichtenformate eine zu lange Zeit ist. Aber auch dort wurde der Begriff des Terrorismus herangezogen und sogar der Vergleich mit der RAF bemüht. Forderungen nach Vorratsdatenspeicherung, stärkeren Kontrollen, mehr Befugnisse für Polizei und andere Dinge wurden schnell laut.
Wenig anders sah dies bei den Autobränden in Berlin aus. Politisch motiviert sollen alle diese gewesen sein. Linker Terror überziehe die Hauptstadt. Mehr Polizei, Kampf gegen Linksextreme und dergleichen waren in aller Munde. Hat es jemand mitbekommen? Nachdem der mutmaßliche Haupttäter gefasst wurde, reduzierte der scheidene Innensenator Erhart Körting den Anteilpolitisch motivierter Autobrände auf 25%. Aber diese Ereignisse sind eh viel zu lang her. Wer will sich daran oder an deren Folgen erinnern.

Zusammengenommen ist in diesem Jahr so viel passiert. Aber es fehlt die Zeit es zu verarbeiten. Dies liegt aber nicht nur an den aufregenden Zeiten, sondern auch an die überspitzte Aufregung.
Wenn man jeden Sachschaden als Terror bezeichnet, dann ist die Stufe höher einer durch Deutschland ziehenden Mordbande schwer zu vollziehen. Aber es folgen die üblichen Verdächtigen: Vorratsdatenspeicherung, höhere Sicherheit, Verbote. Nur um die Forderung der Bundeswehr im Inneren ist es merkwürdig still geworden.

Medien sollen berichten. Aber sie skandalisieren oftmals so sehr, dass man überreagiert. Man suggeriert, dass der Bürger sofort Reaktionen verlangt; und die Politik folgt ihnen dabei treu doof. Insbesondere beim aktuellen Fall ist bisher kaum etwas aufgeklärt. Es ist ein Skandal, dass jemand über so viele Jahre sein Unwesen treiben konnte. Aber bevor man Schlüsse ziehen kann, müssen Hintergrund geklärt werden. Nur so kann man gewährleisten, dass es nicht wieder vorkommt. Stattdessen überschlägt man sich mit Forderungen und überbietet sich gegenseitig mit Sicherheitsvorschlägen.
Nur gut, dass die Medien mit Sicherheit in ein paar Wochen den nächsten Fisch an der Angel haben. Dann ist dies hier fast vergessen, aber die Forderungen kommen erneut; gekleidet im anderen Hintergrund.

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