Mittwoch, 17. August 2011

Fußball darf kein rechtsfreier Raum sein!

Immer wieder fordern Politiker, dass das Internet kein rechtsfreier Raum sein dürfte. Zu schnell könne man sich verabreden, Terrorakte planen oder schlichtweg diffamierende Aktionen durchführen.
Aber genau das kann man auch im Fußball! Man trifft sich im Stadion und beleidigt den Gegner. Genau wie die Anhänger des freien Internets nennt manche dies Kultur, beim Fußball Fan-Kultur.

Es fällt mir schwer mich als Fan zu bezeichnen, wenn ich sehe welch Dummheiten vielerorts betrieben wird. In Stadien werden gerne bengalische Feuer gezündet und ich muss mit dem Kopf schütteln. Da stehen dann die Verursacher breit lächelnd da und fühlen sich so groß. Warum aber? Weil sie Sicherheitsbestimmungen missachten? Andere Menschen gefährden? Eine Geldstrafe für den eigenen Verein billigend in Kauf nehmen? Oder sich freuen, dass der Ruf der Fangemeinschaft vom Verein und allgemein abnimmt?

Aber nicht nur dort stehe ich im Abseits. Denn auch wenn ich im Affekt gerne über Spieler und Schiedsrichter schimpfe, sogar aufrege, so sind Sprechchöre zur Verunglimpfung einer Person oder eines gesamten Vereins nicht mein Fall. Dies war auch immer die größte Hürde, die ich stets hatte im Kontakt mit dem "Hardcore Fansein".
Im Spiel von Borussia Dortmund gegen die TSG 1899 Hoffenheim ist es wieder deutlich geworden. Auf der einen Seite die "Schmähgesänge", welch wunderbare Untertreibung, gegen Dietmar Hopp. Und auf der anderen Seite die Lautsprecheraktion von einem oder mehreren Mitabeitern gegen die BVB-Fans.

Wenn ich mich privat über eine Person äußere, dann stehe ich zu dieser Meinung. In einer großen Masse oder unter dem Deckmantel der scheinbaren Anonymität des Internets fühlen sich die meisten freier. So wird dann gerne einmal der brutalere verbale Schläger herausgeholt. Man hat meist noch Personen um sich herum, die das genauso finden und damit findet eins das andere.
Dabei bin ich mir sicher, dass die meisten Personen, wenn sie auf sich allein gestellt sind, ganz anders handeln. Dies hat nichts mit Feigheit vor der eigenen Meinung zu tun. Es ist schlichtweg der Anstand, der in solchen Gruppen abhanden kommt. In Gruppen oder Internet ist es schwerer den einzelnen zu beschuldigen.

Früher versuchte ich immer zwischen gebildeten und ungebildeten Fans zu unterscheiden. In meiner damaligen kruden Idee dachte ich, dass der Bildungsstand dies Verhalten ab einem gewissen Level unterbindet. Heute bin ich auch schlauer und muss erkennen, dass dies absolut nicht stimmt. Ich kenne zu viele Hochschulabsolventen, die über die "Hurensöhne" anderer Vereine singen. Der fehlende Anstand ist keine Frage der Bildung, sondern eher der Gewöhnung. Durch Vorbilder und Wiederholung wird ein Bild erzeugt, dass man nach und nach akzeptiert. Ich konnte dies bis jetzt aber nicht.

Der Fußball ist ein simpler Sport, aber übertriebene Rivalitäten und Anfeindungen machen zwar nicht den Sport kaputt, sondern die Menschen drumherum. Ich kann mich nicht freuen über "Schmähgesänge". Das ist keine Fankultur, das hat nicht mal etwas mit Fußball zu tun.

Die Gegenaktion von Hoffenheimern Mitarbeitern ist aber ebenso auf genau diesem Level angesiedelt. Man schadet lieber anderen. Und jetzt mit dem Finger auf die Dortmunder zu zeigen, dass die ja angefangen haben ist entweder Biblisch (Aug' um Aug') oder Verhalten aus dem Kindergarten.
Dabei kann man diese Aktion auch auf das Internet übertragen. Regierungen versuchen unliebsame Kritik, evtl. Meinungsfreiheit und Beleidigungen mit Sperren, Stoppschildern oder Filtern zu unterdrücken. Nichts anderes wurde in Hoffenheim versucht. Es ist die Übertragung von Netzsperren in das Fußballstadion.

Dabei sind solche Sperren aber für die Freiheit der Menschen gefährlich. Die Hass-Triaden kann man doch einfach sein lassen. Es fängt bei einem selber an. Ich will wieder über Fußball reden, nicht über Lautsprecher und Schimpfwörter. Würde der Nachbar ständig Beleidigungen über den Gartenzaun rufen, würden die meisten klagen. Und wer dies versucht mit lauter Beschallung zu übertönen hätte schon längst Besuch von der Polizei gehabt.
Legt nicht den Anstand ab wenn ihr euren Schal umlegt...

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