Freitag, 19. August 2011

Annonymes Schweigen - Kaffee im Büro

In deutschen Büros gehört die Kaffeemaschine zum Inventar wie der Computer. Zu wichtig ist das schwarze Gebräu für den Gemütszustand der Angestellten. Man kann sich morgens an einer gut gefüllten Tasse festhalten oder nachmittags neue Motivation antrinken.

Dazu muss man in vielen großen Unternehmen an einen eigens angeschafften Automaten seinen Kaffee „ziehen“. Oftmals gegen Bezahlung, wobei die Firmenkarte gerne auch diese Funktion mit unternimmt.
In kleinen und mittleren Unternehmen ist es aber meist üblich, dass die Firma eine Kaffeeküche samt Kaffeemaschine stellt. Ob der Kaffee selber dann gesponsert wird vom Chef, oder ob man selber diesen mitbringen muss, ist egal. Die Hauptsache heißt: KAFFEE!


Jeder Kollege bräuchte einen Kaffee-Koch-Praktikanten

Aber hier beginnt der Krieg. Dabei kann man die Feinde nur erahnen und fast nie sehen.
Die Situation kennt jeder: Man will seinen Bedarf an Koffein decken und sprintet zur Kaffeemaschine. Aber wie so oft: Leere Kanne! Die Regel besagt, dass derjenige, der die letzte Tasse nimmt, neuen Kaffee aufsetzt. Ausreden warum man dies nicht tut, hat jeder parat. Eine ärgerliche Variante ist die letzte halbe Tasse. Es reicht gerade den Boden des gewählten Gefäßes zu bedecken, aber der letzte Nutzer hatte ein reines Gewissen. Er war ja nicht der letzte.
So stellt man sich folgende Frage: Setzt man neuen Kaffee auf? Oder verzichtet man darauf? Für die zweite Variante haben sich mit Sicherheit vor einem schon andere entschieden, sodass man, der nette Kollege der man ja ist, den Kaffee neu aufsetzt. Dabei ärgert man sich still über seine Kollegen, aber ändert dann eh nichts.

Vollautomatisch Vergammelt

Es gibt aber auch die Kaffeevollautomaten. Mit diesen soll ja alles viel besser sein. Immer frisch gebrühter Kaffee, nie eine leere Kanne und Kaffee einfach auf Knopfdruck. Verfeinert mit einem Milchaufschäumer wird darauf schnell Cappuccino, Latte Macchiato oder ähnliches.
So die Theorie, denn auch hier tun die lieben Kollegen das Beste, damit auch solch eine Pracht der Automatik einfach nur ärgerlich ist.

1. Kaffeebohnen oder Wasser nachfüllen
Die Anzeige ist die leichteste Aufgabe. Aber selbst hier scheinen Kollegen zu verzweifeln oder ihrer Faulheit Ausdruck zu verleihen. Selbst wenn man die Bohnen direkt neben die Maschine stellt, hört man immer wieder: Ich habe die Kaffeebohnen nicht gefunden.

2. Kaffeesatz leeren
Jetzt wird es anstrengend. Denn zum Leeren des Kaffeesatzes muss man gefühlt die halbe Maschine auseinander nehmen. Eine Arbeit, der sich kaum jemand annimmt. Deshalb greift man lieber zur Filtermaschine. Und wenn die auch leer ist, kann man anhand der aufgereihten leeren Tassen erkennen wie viele Kollegen es nicht für nötig hielten den Satz auszuleeren.

3. Schale leeren
Beim Kaffeekochen geht nicht alles in die Tasse, beim Pflegeprogramm erst recht nicht. Die Schale darunter muss regelmäßig geleert werden. Damit diese nicht einfach überläuft zeigen der Maschine Sensoren an, wann sie meckern muss. Aber das Balancieren von einer vollen Schale will gelernt sein, sodass sich nur selten bis nie jemand an diese Aufgabe wagt. 

4. Reinigung
Die Reinigung im Ganzen oder im Speziellen. Am Abend müssten im Grunde alle Bestandteile der Milchaufbereitung abgebaut und in Wasser gelegt werden. Die Maschine selber müsste abgewischt werden und gereinigt ausgeschaltet sein. So die Theorie, denn in der Praxis kümmert sich, bis auf die Sekretärin, niemand darum. So kommt es vor, dass die Kaffeemaschine eher einem Opfer einer Schlammschlacht gleicht. Verdreckt und widerlich.
Es gibt auch Sonderanzeichen wo die Maschine explizit möchte, dass man eine Reinigungstablette einwirft und dann die Pflegetaste drückt. Aber was macht man, wenn man keine Lust oder Zeit hat diese Chemikalie zu suchen? Die Lösung hatte ein Kollege parat, der unbedingt seinen Kaffee wollte. Er schmiss jedes Mal einen Zuckerwürfel hinein und ließ die Maschine machen. Anschließend konnte er sich neuen Kaffee nehmen.

Konsequenzen

Der Vollautomat ist eine Bereicherung des Büroalltags. Aber auch nur wenn man eine Sekretärin/Bürokraft hat, die sich um das Gerät auch kümmert. Die Kollegen werden dies mit Sicherheit nicht dauerhaft machen.
So bin ich also wieder zum Filterkaffee umgestiegen und verweigere mich für die Kollegen die blinkenden Anzeigen des Vollautomaten zu beachten. Konsequenz: Die Mehrheit trinkt wieder Filterkaffee.

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