Donnerstag, 14. Februar 2013

Oliver Kahn: Das ZDF braucht einen Experten

Borussia Dortmund holte gegen Schachtjor Donezk ein 2:2. Soweit das Spiel, aber ein Fernsehabend wird daraus noch lange nicht sodass Moderator Jochen Breyer zusammen mit seinem "Experten" Oliver Kahn vor, zwischen und nach dem Spiel analysieren musste. Auch wenn Jochen Breyer den pauschal angenommeneren seriöseren Part zu Oliver Welke (aufgrund der Haupttätigkeit bei der heute show) mimt scheint man sich immer wieder einen Spaß daraus zu machen und solch Experten an seine Seite zu stellen. 

Zugegeben, Oliver Kahn hatte scheinbar wirklich Rhetorik-Unterricht, denn seine langen "äääh"s sind nicht mehr vorhanden. Selbst die Ersatzhandlung der dreifach vorgetragenen Handbewegung nach vorne (wahlweise links oder rechts) ist mittlerweile abgestellt. Dennoch wirkt er wie aus einer Switch-Parodie entsprungen wenn er nach fast jeden Satz gequält die letzte Laute zwischen seine Zähne hervorquetscht und gleichzeitig seine Augen zudrückt. 
Dies alles soll aber nicht stören, denn schließlich ist Herr Kahn Experte für Fußball und kein Moderator. Dennoch kann man von einem Experten verlangen, dass auch Expertenwissen vorkommt. Mit einer Leistung beim ZDF kann er nicht einmal mehr in den Doppelpass auf Sport1 gehen. Selbst die alten Herren dort verlangen ein gewissen Maß an Expertise (dennoch unterlaufen immer wieder Fehleinladungen) und bestrafen Floskeln mit den berühmten 3€ (früher mal 5 DM) für das Phrasenschwein.
Aber dies existiert beim ZDF nicht. Deswegen durfte Oliver Kahn auf die Frage ob die souveräne Gruppenphase von Borussia Dortmund noch einen Wert habe, ein Feuerwerk an Floskeln abbrennen. Zwischen den sensationellen Einlassungen war kaum Platz für wirkliche Erkenntnisse. Die Redezeit wurde einfach brav ausgefüllt.

Die Frage in der Halbzeitpause, ob Roman Weidenfeller beim ersten Gegentor einen Fehler begangen hatte, wollte oder konnte Herr Kahn nicht beantworten. Der Moderator hat scheinbar keine Meinung und der Experte wird nur für Anwesenheit bezahlt, nicht für Inhalte.
So drängt sich bei mir wieder der typische Verdacht auf: Man will bei öffentlich-rechtlichen Sendungen nicht mehr hinterfragen. Sicherlich ist dies beim Fußball unwesentlich, aber dann kann man auch gleich auf die Vorberichterstattung verzichten. Ein paar bunte Bilder zusammenkleben, abspielen, fertig. Wirklich unerfreulicher ist dies bei den Talkshows des ARDs. Immer wieder die selben Phrasendrescher, jeder hat genug Zeit alle Sätze unterzubringen und sollte sich durch Zufall mal eine interessante Diskussion ergeben ist der Moderator ja noch da, der schnell das Thema wechselt. Nicht dass der Zuschauer noch genötigt wird nachzudenken, schließlich geht es nur um Unterhaltung.

Und genau dort sitzen wir auch beim Fußball. Das ZDF hat die Übertragungsrechte der Champions League. Diese spielen sie auch ab, ohne Anspruch auf Hintergrundinformationen. Ein Oliver Kahn, der sich derzeit mehr um die Marke Kahn kümmert als um Fußball passt dort hinein. Er tut nichts, ist bloßes Aushängeschild für die Marke ZDF und das reicht doch auch. 
Aber sind wir mal ehrlich: In der Halbzeit geht man auf Toilette. Besser gesagt nach der Kompaktversion der Heute-Sendung. Das ist auch das Beste was man mit der Halbzeitanalyse anfangen kann. 

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